Persönlichkeitstests und Eignungsdiagnostik
Wie Tests helfen, Potenziale sichtbar zu machen
Mein Erfahrungsbericht
In meiner Arbeit mit Menschen habe ich immer wieder gemerkt, wie wichtig es ist, nicht nur die fachliche Seite zu sehen. Die entscheidende Frage ist für mich: Passt diese Person wirklich zu einer Aufgabe, zu einem Team, zu einer Position? Genau hier setzt Eignungsdiagnostik an. Für mich bedeutet das ganz einfach: Ich finde heraus, ob jemand für eine Aufgabe geeignet ist und zwar nicht nur anhand dessen, was er oder sie kann, sondern auch, wie diese Person denkt, arbeitet, mit anderen umgeht und was sie antreibt.

Ehrlich gesagt war ich solchen Tests lange Zeit eher skeptisch gegenüber. Ich hatte das Gefühl, sie stecken Menschen zu schnell in eine bestimmte Schublade und lassen zu wenig Raum für individuelle Entwicklungen oder besondere Situationen. Menschen sind schließlich komplex er als ein paar Kategorien oder Farbmodelle. Trotzdem habe ich im Laufe der Zeit immer wieder mit verschiedenen Tools gearbeitet, aus Neugier und weil sie im Coaching, in der Führungskräfteentwicklung und im Recruiting nun einmal weit verbreitet sind.
Mit der Zeit habe ich gemerkt: Jedes dieser Instrumente hat seinen Wert, aber mir hat oft etwas gefehlt. Manche Tests waren zu oberflächlich, andere zu kompliziert oder für die Teilnehmer schwer verständlich. Manchmal fehlte auch die klare Verbindung zwischen den Ergebnissen und der tatsächlichen Umsetzung im Arbeitsalltag.
Warum Persönlichkeitstests heute so wichtig sind
Persönlichkeitstests sind längst kein vorübergehender Trend mehr. Sie sind ein fest etabliertes Werkzeug, um Menschen gezielt zu fördern und passgenau einzusetzen. Laut Studien nutzen rund 25 Prozent aller Unternehmen und über 50 Prozent der Großunternehmen in Europa Verfahren zur Eignungsdiagnostik. Entscheidend sind dabei Kriterien wie Validität, Normierung, wissenschaftliche Fundierung und Akzeptanz.
Gerade in Zeiten, in denen Teams schnell leistungsfähig sein müssen und Fehlbesetzungen teuer werden, bieten fundierte Persönlichkeitstests einen klaren Vorteil. Sie machen Stärken und Entwicklungsfelder sichtbar, schaffen eine objektive Grundlage für Entscheidungen und liefern wertvolle Impulse für die Zusammenarbeit.
Meine Erfahrungen mit verschiedenen Anbietern
LINC Personality Profiler (LPP)
Basiert auf dem Big-Five-Modell und geht sehr tief in die Analyse. Wissenschaftlich fundiert und ideal, wenn ich ein vollständiges Persönlichkeitsprofil für langfristige Entwicklungsmaßnahmen brauche.
Insights Discovery®
Arbeitet mit einem Farbmodell, leicht verständlich und gut geeignet für Teamworkshops oder um Menschen schnell ins Gespräch zu bringen.
DISC / Insights MDI
Beliebt im Vertrieb und in der Teamentwicklung. Zeigt Verhaltenstendenzen und hilft Kommunikationsstile zu verstehen.
Anbieter: INFO GmbH
Persönlichkeits-Motiv-Compass (PMC) misst berufsrelevante Motive und Persönlichkeitsmerkmale, wissenschaftlich fundiert und normiert. Ermöglicht den direkten Abgleich mit Anforderungsprofilen und liefert klare Impulse für Coaching, Recruiting und Personalentwicklung.
Besonderer Fokus:
Persönlichkeits-Motiv-Compass (PMC) der INFO GmbH
Der Persönlichkeits‑Motiv‑Compass (PMC) der INFO GmbH ist ein wissenschaftlich fundierter, berufsbezogener Fragebogen, der das Selbstbild hinsichtlich relevanter Motive und Persönlichkeitsmerkmale im beruflichen Kontext misst. Die Teilnehmer:innen bewerten Aussagen auf einer Skala von 1 bis 5 ; das Ergebnis wird auf einer 9-stufigen Normierungsskala (Stanine) dargestellt. Diese zeigt, wie ausgeprägt eine Eigenschaft im Vergleich zur Normstichprobe ist – z. B. bedeutet ein Wert von 8, dass nur ca. 11 % höhere Ausprägungen aufweisen.
Ziel des PMC ist nicht, positives oder negatives Verhalten zu bewerten, sondern das Verhalten zu erkennen, das einer Person leicht fällt oder eher Energie kostet. Die Ergebnisse werden in fünf Motiv-Outcomes visualisiert:
-
Verändern & entwickeln
(Gestaltungs‑Motivator, Lernbereitschaft, Offenheit) -
Führen & anleiten
(Führungs‑Motivator, Konfliktfähigkeit, Kooperationsbereitschaft) -
Überzeugen & gewinnen
(Wettbewerbs‑Motivator, Kontaktstreben, Verkaufstalent) -
Leisten & stabilisieren
(Leistungs‑Motivator, Zuverlässigkeit, Belastbarkeit) -
Sich anpassen & bewahren
(Vorsichts‑Motivator, Soziales Anpassungsvermögen, Soziale Erwünschtheit)

Ein absoluter Vorteil dieses Tools liegt aus meiner Sicht in der direkten Vergleichbarkeit mit einem vorher festgelegten
Anforderungsprofil einer Stelle. Das bedeutet:
Schon bei der Vorbereitung regt der PMC dazu an, ein Anforderungsprofil detailliert festzulegen. Dieser Schritt fördert den internen Austausch darüber, was eine Position wirklich erfordert, und führt zu einer präziseren Ausarbeitung des Rollenprofils.
Nach der Testauswertung lassen sich die individuellen Ausprägungen der
Kandidaten und Kandidatinnen direkt mit diesem Soll-Profil vergleichen.
So wird auf einen Blick sichtbar, in welchen Bereichen die Person besonders stark ausgeprägt ist oder wo Abweichungen vorliegen. Starke und niedrige Ausschläge lassen sich gezielt in Gesprächen aufgreifen und dienen als strukturierte Grundlage für vertiefende Fragen im Interview.
Gerade für Recruiter ist der PMC dadurch ein wertvolles Werkzeug: Er erleichtert die Vorauswahl, macht Passungen und Diskrepanzen transparent und spart Zeit in der Entscheidungsfindung. Statt rein subjektiver Eindrücke gibt es klare, datenbasierte Anhaltspunkte, die den Auswahlprozess fundierter und nachvollziehbarer machen.

Mein Fazit
Für mich sind Persönlichkeitstests kein Ersatz für Erfahrung oder Menschenkenntnis, aber sie sind ein mächtiges Werkzeug, um beide zu schärfen. Ob im Azubi-Coaching, in der Führungskräfteentwicklung oder im Recruiting: Die richtige Auswahl und der gezielte Einsatz der Tools kann den gesamten Prozess effizienter, transparenter und erfolgreicher machen. Der PMC ist dabei für mich besonders spannend, weil er nicht nur analysiert, sondern direkt in die Praxis führt.