Die 5 Axiome von Watzlawick

Wer war Paul Watzlawick?

Paul Watzlawick war ein österreichisch-amerikanischer Psychologe, Kommunikationswissenschaftler und Philosoph. Er war einer der führenden Vertreter der Palo-Alto-Gruppe, die sich mit systemischer Kommunikation und Therapie beschäftigte. Mit seinem Werk „Menschliche Kommunikation“ (1967) entwickelte er ein Modell, das bis heute als Grundlage moderner Kommunikationstheorie gilt: Die fünf Axiome der Kommunikation.

Was sind die 5 Axiome der Kommunikation?

Die 5 Axiome beschreiben grundlegende Prinzipien, nach denen jede zwischenmenschliche Kommunikationfunktioniert – ob verbal oder nonverbal, bewusst oder unbewusst.

Watzlawick zeigte damit: Kommunikation ist komplexer als reiner Informationsaustausch. Sie ist eingebettet in Beziehungen, Interpretationen und unausgesprochene Signale.

Die 5 Axiome im Überblick – verständlich erklärt

 1. Man kann nicht nicht kommunizieren

Bedeutung:

Sobald zwei Menschen sich begegnen, kommunizieren sie – auch wenn sie kein Wort sagen. Schon durch Blickkontakt, Körpersprache, Schweigen oder Abwenden sendest du Botschaften.

Beispiel:

Du betrittst einen Raum, setzt dich wortlos an den Tisch und schaust auf dein Handy. Deine Kolleg:innen interpretieren das Verhalten automatisch: „Sie hat schlechte Laune“, „Er ist unhöflich“ oder „Sie will nicht gestört werden“.

Praxis-Tipp:

Achte bewusst auf deine nonverbalen Signale. Körpersprache, Mimik und Haltung „sprechen“ immer mit – auch wenn du nichts sagst.

 

 2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt

Bedeutung:

Was wir sagen, enthält immer zwei Botschaften:

Inhaltsebene: Was wir sachlich mitteilen

Beziehungsebene: Wie wir zueinander stehen, wie wir den anderen sehen

Beispiel:

Wenn dein Chef sagt: „Das Protokoll fehlt noch“, kann das sachlich gemeint sein – oder aber vorwurfsvoll („Du bist wieder zu spät!“), je nach Tonfall, Mimik oder Beziehung.

Praxis-Tipp:

Achte nicht nur auf das Was, sondern auch auf das Wie. In Gesprächen ist der Beziehungsaspekt oft entscheidender als der Inhalt.

 

 3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung

Bedeutung:

Kommunikation ist ein Kreislauf – jede Reaktion ist zugleich Ursache für die nächste Handlung. Es gibt keine absolute „Schuldfrage“, sondern ein wechselseitiges Verhalten.

Beispiel:

Ein Paar streitet. Sie sagt: „Du hörst mir nie zu!“ – Er antwortet: „Du redest nur vorwurfsvoll mit mir.“ Jeder sieht sich als Reagierender, nicht als Verursacher. So entstehen Eskalationen.

Praxis-Tipp:

Reflektiere, wie dein Verhalten auf andere wirkt – und wie ihr Verhalten wiederum deine Reaktion beeinflusst. Kommunikation ist nie einseitig.

 

 4. Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten

Bedeutung:

Es gibt zwei Arten, wie wir kommunizieren:

Digital (verbal): Die gesprochene oder geschriebene Sprache

Analog (nonverbal): Tonfall, Mimik, Gestik, Körpersprache

Beispiel:

Du sagst „Es geht mir gut“, aber dein Ton klingt müde, dein Blick ist leer. Der andere nimmt die analoge Botschaft wahr – und glaubt dir nicht.

Praxis-Tipp:

Stimme Inhalt und Ausdruck aufeinander ab. Authentisch wirkt nur, wer kongruent kommuniziert – also mit Worten und Körpersprache dieselbe Botschaft sendet.

 

5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär

Bedeutung:

Jede Beziehung – und damit jede Kommunikation – ist geprägt durch das Verhältnis der Gesprächspartner:

Symmetrisch: auf Augenhöhe, gleichberechtigt

Komplementär: hierarchisch, ergänzend (z. B. Lehrer – Schüler, Chef – Mitarbeiter)

Beispiel:

In einer gleichberechtigten Freundschaft ist Kommunikation symmetrisch. In einer Arzt-Patient-Beziehung eher komplementär. Missverständnisse entstehen, wenn beide eine andere Beziehungsebene empfinden.

 

Praxis-Tipp:

Erkenne das Beziehungsmuster in Gesprächen. Reagiere flexibel: In manchen Situationen ist eine komplementäre Rolle sinnvoll – in anderen die symmetrische.

Warum sind die 5 Axiome von Watzlawick so wichtig?

✔ Sie helfen dir, Konflikte besser zu verstehen

✔ Du lernst, bewusster zu kommunizieren

✔ Du erkennst, wie du wirkst – auch ohne Worte

✔ Du kannst Missverständnisse gezielt vermeiden

✔ Sie sind eine perfekte Basis für jede Form von Rhetorik & Gesprächsführung

💡 Wichtig: Die Axiome gelten immer, ob wir wollen oder nicht. Wer sie versteht, hat einen enormen Vorteil – privat wie beruflich.

Wie du die Axiome praktisch nutzen kannst

• In Präsentationen: Körpersprache, Stimme und Inhalt in Einklang bringen

• In Gesprächen: Beziehungsebene beachten, aktiv zuhören, Feedback einholen

• In Konflikten: Kommunikationsmuster erkennen und durchbrechen

• In der Führung: bewusst Beziehungskonstellationen gestalten (symmetrisch oder komplementär)

🛠️ Trainiere bewusst Situationen, in denen du oft an Kommunikationsgrenzen stößt – z. B. Kritikgespräche, Team-Meetings oder heikle Diskussionen.

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In meinem Rhetorik Kurs Online lernst du:

• Wie du die Axiome gezielt in Gesprächen anwendest

• Wie du Beziehungsebene & Körpersprache bewusst steuerst

• Wie du mit Konflikten souverän umgehst

• Wie du Menschen mit deiner Sprache erreichst