Wunderfrage im Coaching – Lösungsfokus statt Problemdenken

Die Wunderfrage ist eine der bekanntesten und zugleich wirkungsvollsten Methoden aus dem lösungsfokussierten Coaching. Sie hilft Menschen, sich nicht im Problem zu verlieren, sondern in Richtung einer positiven Zukunft zu denken. In der Ausbildung kann sie besonders hilfreich sein, wenn Auszubildende feststecken, sich hilflos fühlen oder keine Perspektive sehen.

Die Frage ist einfach formuliert, hat aber eine tiefgreifende Wirkung. Sie aktiviert Ressourcen, öffnet Denkspielräume und bringt Bewegung in festgefahrene Situationen.

Was ist die Wunderfrage?

Die klassische Formulierung lautet:

„Stell dir vor, heute Nacht passiert ein Wunder. Dein Problem ist gelöst – aber du weißt nicht, dass dieses Wunder passiert ist. Woran wirst du morgen früh als Erstes merken, dass das Wunder geschehen ist?“

Mit dieser Frage hilfst du deinem Gegenüber, den Blick weg vom Problem hin zur Lösung zu lenken. Es geht nicht darum, das Problem zu analysieren, sondern sich vorzustellen, wie sich das Leben ohne dieses Problem anfühlt – und was dadurch möglich wird.

Warum die Wunderfrage im Coaching so wirksam ist

  • Sie richtet den Fokus auf Ressourcen und Möglichkeiten

  • Sie lädt zu einem positiven Zukunftsbild ein

  • Sie aktiviert Selbstwirksamkeit und Motivation

  • Sie unterbricht problemzentriertes Denken

Gerade bei jungen Menschen in der Ausbildung wirkt sie inspirierend: Statt über Schwächen oder Defizite zu sprechen, wird die Aufmerksamkeit auf Stärken, Visionen und Ziele gelenkt.

Anwendungsbeispiel aus der Ausbildung

Ausgangssituation:

Eine Auszubildende fühlt sich unsicher in Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen und traut sich nicht, Fragen zu stellen.

Wunderfrage:

„Stell dir vor, über Nacht passiert ein Wunder. Morgen früh wachst du auf und deine Unsicherheit ist weg. Woran würdest du das als Erstes merken?“

Antwort:

„Ich würde gleich morgens in der Küche mit den anderen reden und nicht darauf warten, dass mich jemand anspricht.“

Folgefrage:

„Was genau wäre dann anders als sonst? Und was könntest du heute schon tun, was ein bisschen in diese Richtung geht?“

Diese Art der Fragestellung führt zu konkreten Handlungen, die motivierend und realistisch sind.

So setzt du die Wunderfrage wirkungsvoll ein

  1. Rahmen schaffen: Erkläre den Zweck der Frage: Zukunftsperspektive statt Problemanalyse

  2. Zeit lassen: Die Frage wirkt oft erst nach einem Moment des Nachdenkens

  3. Detailfragen stellen: Was verändert sich konkret? Wer merkt es zuerst? Was tust du anders?

  4. Realitätsbrücke bauen: „Was davon ist heute schon möglich?“

  5. Antworten festhalten: Notizen, Reflexionskarten oder kleine Visualisierungen nutzen

Häufige Fehler bei der Anwendung

  • Zu früh gestellt: Nicht geeignet als Einstieg bei starker Verunsicherung

  • Zu abstrakt gelassen: Ohne Nachfragen bleibt sie eine Idee ohne Umsetzung

  • Als Trick eingesetzt: Die Wunderfrage muss ernst gemeint sein

  • Nicht angepasst: Je nach Zielgruppe muss die Sprache vereinfacht oder variiert werden

Alternative Formulierung:
„Stell dir vor, das Gespräch mit deiner Ausbilderin läuft genau so, wie du es dir wünschst. Was passiert in diesem Gespräch?“

Wunderfrage im Coaching-Kurs für Ausbildungspersonal

In unserem Online-Kurs „Coachingskills für Ausbildungspersonal“ lernst du, wie du die Wunderfrage gezielt einsetzt, an verschiedene Situationen anpasst und mit anderen Coaching-Methoden kombinierst.